Edith und die beiden Töchter kamen im Februar 1934 nach und lebten in einem Mehrfamilienhaus am Merwedeplein 37 im neuen Stadtteil Rivierenbuurt (Flussviertel) am damaligen Südrand der Stadt. Dort suchten zahlreiche jüdische Familien aus Deutschland eine neue Heimat. Sie wollten in den Niederlanden bleiben, weil sie sich hier sicherer fühlten als in ihrer eigentlichen Heimat. Die Eltern kümmerten sich im Exil weiterhin um die Bildung ihrer Kinder. Margot besuchte eine öffentliche Schule. Anne wurde in einer ebenfalls öffentlichen Schule mit Montessori-Ausprägung angemeldet. Während die ältere Schwester vor allem in der Mathematik glänzte, zeigte Anne ihre Fähigkeiten beim Lesen und Schreiben. Hannah Goslar erzählte später, wie Anne häufig heimlich schrieb und nichts über den Inhalt ihrer Schriften verraten wollte. Diese frühen Aufzeichnungen sind verloren gegangen, aber „Hanneli“, wie Anne ihre beste Freundin nannte, ist heute eine wichtige Zeitzeugin, deren Erinnerungen Alison Leslie Gold 1998 in einem Buch festhielt. Eine weitere Freundin, Jacqueline van Maarsen, berichtete einige Jahre später ebenfalls von ihren Erlebnissen mit Anne.
Otto Frank leitete die niederländische Filiale der Firma Opekta, die das Geliermittel Pektin produzierte. 1938 gründete er zusammen mit dem Fleischer Hermann van Pels, der mit seiner ebenfalls jüdischen Familie aus Osnabrück geflohen war, eine zweite Firma namens Pectacon, die Gewürze verkaufte. Otto war sehr bemüht, dauerhaft seinen Lebensunterhalt zu sichern, da er miterleben musste, wie die Bank seines Vaters Michael in Aachen, die bereits durch die Weltwirtschaftskrise 1929 geschwächt war, von den Nationalsozialisten enteignet wurde.
1939 kam Ediths Mutter zu den Franks nach Amsterdam, wo sie bis zu ihrem Tod im Januar 1942 blieb. Wie rücksichtslos die Nationalsozialisten vorgingen, erfuhren die Franks aus erster Hand von Ediths Bruder Walter Holländer, der im Rahmen der „Reichskristallnacht“ festgenommen und ins KZ Sachsenhausen gebracht worden war, bevor er mit einer Sondergenehmigung in die Niederlande reisen durfte. Otto Frank ließ sich jedoch durch die schockierenden Berichte über die brennenden Synagogen nicht von seiner optimistischen Einstellung abbringen. Er bezeichnete das Ereignis als „Fieberanfall“, der alle Beteiligten zur Vernunft bringen müsse. Die Hoffnung verwandelte sich jedoch in Angst, als mit dem Blitzkrieg gegen Polen im September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach.
Die Juden im Exil fragten sich, ob nun auch die Niederlande, die sich eigentlich neutral positionierten, von Hitlers Expansionsdrang gefährdet wären. Die Nationalsozialisten beantworteten die Frage, als sie im Mai 1940 einmarschierten und das Land besetzten. Sie präsentierten sich zwar zunächst relativ zurückhaltend, aber schnell wurde deutlich, dass den Juden in den Niederlanden das gleiche Schicksal bevorstand wie in den anderen besetzten Gebieten. Die Königin Wilhelmina ging nach London ins Exil, und ihr Land kapitulierte. Otto und Edith Frank konnten die politischen Probleme nicht länger vor ihren Kindern verborgen halten. Bisher hatten die Eltern versucht, ihre Töchter abzuschirmen, um eine gewisse Normalität zu bewahren, aber Anne verstand nun die Welt nicht mehr. Aufgeben passte nicht zu ihrem kämpferischen Charakter; sie war es gewohnt, ihre Meinung durchzusetzen. Immer neue Judengesetze nahmen ihnen zunehmend ihre Rechte. Sie wurden vom gesellschaftlichen Leben und allen öffentlichen Einrichtungen ausgeschlossen. Das Kino-Verbot traf Anne, die mit Begeisterung Fotos von Filmstars sammelte, besonders hart. Mit ihren jüdischen Mitschülern musste sie nun eine besondere Schule, das Lyzeum, besuchen, wodurch sie von vielen Freunden getrennt wurde. Alle Juden mussten sich und später sogar ihre Fahrräder registrieren lassen. Als sie durch die Verpflichtung, den Judenstern tragen zu müssen, gebrandmarkt wurden, solidarisierten sich viele Niederländer mit ihnen. Allerdings formierte sich auch eine niederländische Partei von Nationalsozialisten. Um seine Firmen vor den strengen Kontrollen der Wirtschaftsprüfung zu schützen, übergab Otto Frank die Leitung pro forma an seine arischen Mitarbeiter Johannes Kleiman und Victor Kugler.
Edith und die beiden Töchter kamen im Februar 1934 nach und lebten in einem Mehrfamilienhaus am Merwedeplein 37 im neuen Stadtteil Rivierenbuurt (Flussviertel) am damaligen Südrand der Stadt. Dort suchten zahlreiche jüdische Familien aus Deutschland eine neue Heimat. Sie wollten in den Niederlanden bleiben, weil sie sich hier sicherer fühlten als in ihrer eigentlichen Heimat. Die Eltern kümmerten sich im Exil weiterhin um die Bildung ihrer Kinder. Margot besuchte eine öffentliche Schule. Anne wurde in einer ebenfalls öffentlichen Schule mit Montessori-Ausprägung angemeldet. Während die ältere Schwester vor allem in der Mathematik glänzte, zeigte Anne ihre Fähigkeiten beim Lesen und Schreiben. Hannah Goslar erzählte später, wie Anne häufig heimlich schrieb und nichts über den Inhalt ihrer Schriften verraten wollte. Diese frühen Aufzeichnungen sind verloren gegangen, aber „Hanneli“, wie Anne ihre beste Freundin nannte, ist heute eine wichtige Zeitzeugin, deren Erinnerungen Alison Leslie Gold 1998 in einem Buch festhielt. Eine weitere Freundin, Jacqueline van Maarsen, berichtete einige Jahre später ebenfalls von ihren Erlebnissen mit Anne.
Otto Frank leitete die niederländische Filiale der Firma Opekta, die das Geliermittel Pektin produzierte. 1938 gründete er zusammen mit dem Fleischer Hermann van Pels, der mit seiner ebenfalls jüdischen Familie aus Osnabrück geflohen war, eine zweite Firma namens Pectacon, die Gewürze verkaufte. Otto war sehr bemüht, dauerhaft seinen Lebensunterhalt zu sichern, da er miterleben musste, wie die Bank seines Vaters Michael in Aachen, die bereits durch die Weltwirtschaftskrise 1929 geschwächt war, von den Nationalsozialisten enteignet wurde.
1939 kam Ediths Mutter zu den Franks nach Amsterdam, wo sie bis zu ihrem Tod im Januar 1942 blieb. Wie rücksichtslos die Nationalsozialisten vorgingen, erfuhren die Franks aus erster Hand von Ediths Bruder Walter Holländer, der im Rahmen der „Reichskristallnacht“ festgenommen und ins KZ Sachsenhausen gebracht worden war, bevor er mit einer Sondergenehmigung in die Niederlande reisen durfte. Otto Frank ließ sich jedoch durch die schockierenden Berichte über die brennenden Synagogen nicht von seiner optimistischen Einstellung abbringen. Er bezeichnete das Ereignis als „Fieberanfall“, der alle Beteiligten zur Vernunft bringen müsse. Die Hoffnung verwandelte sich jedoch in Angst, als mit dem Blitzkrieg gegen Polen im September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach.
Die Juden im Exil fragten sich, ob nun auch die Niederlande, die sich eigentlich neutral positionierten, von Hitlers Expansionsdrang gefährdet wären. Die Nationalsozialisten beantworteten die Frage, als sie im Mai 1940 einmarschierten und das Land besetzten. Sie präsentierten sich zwar zunächst relativ zurückhaltend, aber schnell wurde deutlich, dass den Juden in den Niederlanden das gleiche Schicksal bevorstand wie in den anderen besetzten Gebieten. Die Königin Wilhelmina ging nach London ins Exil, und ihr Land kapitulierte. Otto und Edith Frank konnten die politischen Probleme nicht länger vor ihren Kindern verborgen halten. Bisher hatten die Eltern versucht, ihre Töchter abzuschirmen, um eine gewisse Normalität zu bewahren, aber Anne verstand nun die Welt nicht mehr. Aufgeben passte nicht zu ihrem kämpferischen Charakter; sie war es gewohnt, ihre Meinung durchzusetzen. Immer neue Judengesetze nahmen ihnen zunehmend ihre Rechte. Sie wurden vom gesellschaftlichen Leben und allen öffentlichen Einrichtungen ausgeschlossen. Das Kino-Verbot traf Anne, die mit Begeisterung Fotos von Filmstars sammelte, besonders hart. Mit ihren jüdischen Mitschülern musste sie nun eine besondere Schule, das Lyzeum, besuchen, wodurch sie von vielen Freunden getrennt wurde. Alle Juden mussten sich und später sogar ihre Fahrräder registrieren lassen. Als sie durch die Verpflichtung, den Judenstern tragen zu müssen, gebrandmarkt wurden, solidarisierten sich viele Niederländer mit ihnen. Allerdings formierte sich auch eine niederländische Partei von Nationalsozialisten. Um seine Firmen vor den strengen Kontrollen der Wirtschaftsprüfung zu schützen, übergab Otto Frank die Leitung pro forma an seine arischen Mitarbeiter Johannes Kleiman und Victor Kugler.